Die Barockmusik
 
Die bezeichnendste Eigenschaft der Barockmusik ist die Vielfalt der technischen und stilistischen Mittel. 
Zwei Kompositionstechniken herrschten im Barock vor, der Kontrapunkt und die Harmonik. Auch die akustischen Voraussetzungen, zum Beispiel die im Barock gebräuchliche Tonskala oder die Kombinationstöne, die speziell bei einigen barocken Instrumenten gut zu hören sind, wurden von den Komponisten verwendet, um die beabsichtigte Wirkung auf den Hörer zu erreichen. 
Kein Komponist schrieb Melodien intuitiv und komponierte „aus dem Bauch heraus". Die stilistischen Mittel und Werkzeuge kannte jeder Komponist, es galt, sie möglich effektiv zu nutzen, um eine Wirkung zu erzielen. In diesem Sinne ist die Musik des Barock mathematisch oder wissenschaftlich zu nennen. 
Der Komponist, der die Techniken praktisch zur Vollendung brachte, ist Johann Sebanstian Bach
 

Kompositionstechniken: Mathematik und Musik  
Die Komplexität der Barockmusik wird speziell im Kanon oder in der Fuge deutlich. Bach versuchte, die Komposition der Fuge mit seinem Werk „Die Kunst der Fuge", das allerdings vor seinem Tod nicht fertiggestellt wurde, zu vervollkommnen. Es beinhaltet 18 Fugen, die mit aufsteigender Nummer immer komplexer werden. Eine Melodie wurde nicht nur versetzt in der Unterstimme wiederholt, wie im Kanon üblich, sondern sie wurde rückwärts gespielt, die Tonhöhe wurde gespiegelt, sie wurde in anderem Rhythmus wiederholt, in anderen Tonarten wiederholt, und das alles in verschiedenen Stimmen gleichzeitig. Auch eine einzelne Stimme konnte vielschichtig aufgebaut sein, beispielsweise mit einer Melodie auf Schlag 1 und 3 und einer auf Schlag 2 und 4 des Taktes. Diese sozusagen verschachtelte Kompositionsweise wird der Kontrapunkt genannt. 
Hier zeigt sich besonders deutlich, wie sehr die Barockmusik von der Idee, daß die Mathematik die vollkommene Wissenschaft ist, beeinflusst ist. 
Bei der letzten Fuge aus der „Kunst der Fugen" fällt besonders auf, daß Bach seinen Namen in das Stück komponiert hat: B-A-C-H. 
Eine andere im Barock vorherrschende Kompositionstechnik ist die Harmonik: Melodien werden oft hintereinander, vielleicht in andere Lage wiederholt. Diese Melodien sind frei von schrägen Klängen, oft einfache Intervalle oder aneinandergereihte Tonleitersegmente. Diese Melodienabfolge, die meistens nur in einer Stimme vorhanden ist, während die begleiteten Stimmen Akkorde spielen, wird oft sehr schnell gespielt, so daß sie sich trotz einfachem Aufbau kompliziert anhört. Die Abwechslung dieser beiden Kompositionstechniken ist in nahezu allen barocken Solokonzerten gut zu beobachten. Jedes Barockkonzert besteht aus einem schnellen Satz, dem ein langsamer und zum Schluß wieder ein schneller Satz folgen. Mindestens die beiden schnellen Sätze sind in Solo- und Tuttibereiche aufgeteilt. Im Tuttibereich ist die Melodie in den verschiedenen Stimmen komplex verschachtelt, im Solobereich ist sie virtuos, vom Aufbau her aber eher einfach. Beispiele hierfür sind 

GEORG FRIEDRICH HÄNDEL: CONCERTO B-DUR FÜR SOPRANINOFLÖTE   
GIUSEPPE SAMMARTINI: CONCERTO F-DUR FÜR SOPRANBLOCKFLÖTE   
ANTONIO VIVALDI: CONCERTO C-DUR FÜR ALTBLOCKFLÖTE   

Antun Opic/Olga Lang/Diana Savcic/Sabine Rothmayer