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8 Der Angriff des Drachen vom "Hohen Gipfel"

von Nicolas und Valerio

" Aufstehen ! ", befahl mir meine Mutter barsch. Schläfrig öffnete ich meine Augen. Mein erster Blick galt dem Fenster. Erfreut sah ich etwas Weißes, Glitzerndes  am Boden und in den Bäumen: Schnee! Schnell rannte ich zu meinen Bruder in sein Zimmer
und rüttelte ihn unsanft wach. Als er müde die Augen aufschlug, berichtete ich ihm hastig von dem glänzenden Neuschnee. Eilig zogen wir uns an, kurz darauf stürmten wir aus dem Haus heraus und begannen mit der ersten
Schneeballschlacht des Jahres.
Plötzlich öffnete sich die Gartentür. Ein uns unbekannter Mann betrat unseren kleinen, schon  recht tief verschneiten  Garten. Er war ca. 40 - 50  Jahre alt mit weiß-grauen Haaren und  in  ausgeleierte Klamotten gekleidet, die teilweise auch zerfetzt waren. Außerdem trug  er ziemlich abgelaufene, schwarze Schuhe. Unwillig wanderte mein Blick von den Schuhen zum Kopf und ich erblickte zuerst seinen schiefen Mund mit den verfaulten  Zähnen. Sein ängstlicher Gesichtsausdruck konnte nicht ganz seine unheimlichen Glubschaugen überdecken. Zuletzt bemerkte ich noch die offenen, stark  blutenden Wunden im Gesicht.
Als ich mich dem Fremden misstrauisch näherte,  packte er mich am Handgelenk und nuschelte
Folgendes: " Ein Drache, ein Drache !!!!" " Was für ein Drache?", fragte ich verwirrt. " Na der, der das andere Dorf zerstörte."

 " Welches Dorf ?", wollte ich wissen. " Muss das Schwert finden, das Schwert der Mönche!" " Welches Schwert?" erwiderte ich. Aber der Fremde stürzteabrupt  zu Boden und war  tot.
In dem Moment vibrierte unter mir die Erde. Ein ohrenbetäubender Knall riss mich zu Boden. Auf einmal löste sich vom "Hohen Gipfel", dem größten Berg der Region, eine Schneelawine, die aber keinen weiteren Schaden
anrichtete.
Ich sah mich verwirrt nach dem Fremden um, bis ich schaudernd bemerkte, dass ich nur in seiner Blutlache stand. Er selbst war wie vom Erdboden verschluckt!!
Ein paar Sekunden später ließ mich ein gewaltiger Knall, der vermutlich ebenfalls von einem der Berge kam, entsetzt umherblicken, als ich auch schon erkannte, dass der Gipfel des höchsten Berges in unserer Nähe  
explodiert war. Langsam floss Lava aus dem Gipfel des Berges heraus. Und ich traute meinen Augen nicht:
Ein Feuerdrache! Ein Feuerdrache,  wie ich ihn nur aus meinen Büchern kannte, erhob sich mit gewaltiger Wucht aus dem Berg . ER hatte ihn gesprengt! Säbelartige, spitze gelbe Zähne ragten ihm aus dem Maul,
mit seinen schwarzen glühenden Augen sah er sich suchend um und erblickte mein verschlafen in der Senke liegendes Dorf. Außerdem hatte er zwei graue dolchartige Hörner auf dem Kopf, die sichelförmig zum
Rücken zeigten. Sein Hals war gigantisch lang, aber etwas kürzer als sein Keulenschwanz. Auf seiner Haut saßen rot-orange-farbige Zackenschuppen. In dem Moment fing er fürchterlich an zu brüllen. Der Gestank von Tausenden verwesender Leichen erfüllte meine Nase. Er hatte einen muskulösen Körper mit
deutlich zu kurz geratenen Armen. Mit seinen zwei göttlichen Drachenflügeln wedelte er so wild, so dass die Geröllbrocken um ihn herum ins Rutschen kamen und auf unser Dorf zurollten.
Jetzt bemerkte ich erst, dass bereits der ganze Schnee geschmolzen war. Die herunterdonnernden Gesteinsbrocken zerstörten am Dorfrand einige Häuser.

Jetzt erinnerte ich mich an die Worte des Fremden! "Das Schwert der Mönche!"
Blitzartig fiel mir ein, dass es Mönche nur an einem Ort unseres
Dorfes gab - dem Kloster Sankt Antoine.
" Das Ungeheuer kommt auf das Dorf zu!" - " Rette sich, wer kann!" riefen alle
Dorfbewohner aufgeregt und voller Panik. Ich nahm die Beine in die Hand und flüchtete in das Kloster. Verzweifelt suchte ich überall nach dem Drachenschwert.Von draußen drangen Schreie und Hilferufe in die Räume des riesigen Klosters hinein, doch das kümmerte mich in diesem Moment nicht. Ich stolperte
über eine Glasvitrine, die lauthals in sämtliche Einzelteile zersprang. Mitten drin lag das silberne, blitzblank polierte Zauberschwert!!!!!
Es hatte einen gerillten Griff und das goldene Drachensiegel, welches fast überall in unserer Gegend zu finden war. Eine goldene, mit Edelsteinen verzierte Scheide umrahmte das Schwert.Plötzlich riss der Drache das halbe Dach des Klosters weg und spie eine Feuerwand  in meine Richtung. Wie von Geisterhand
geführt, ergriff ich das Schwert und hielt es in Richtung der Flammen. Es schien die Flammen zu schlucken und leuchtete dabei rötlich auf. Plötzlich zerrte es mich in die Luft , wirbelte mich durch den Raum und ließ mich direkt auf den Drachen zusteuern. Ich traf das Ungetüm mit dem Schwert in der Bauchhöhle, es schrie ohrenbetäubend und schlug dabei mit seinen Armen um sich. Krachend fiel er zu Boden und ich dachte

instinktiv: "Das kann ja noch nicht alles gewesen sein!" Vorsichtig näherte ich mich ihm und berührte das Untier mit dem Schwert an den Flügeln. Als es sich blitzartig aufrichtete, wurde ich an die Wand geschleudert
und hörte und fühlte entsetzt meine Rippen knacken.        
Erneut holte das Schwert für mich zum Angriff aus und schnitt ihm ein Loch in die Brust. Blut spritzte, und das Schwert zog mich ins brühwarme Innere des Drachen. Als ich an seinem riesigen Magen vorbei kam,
musste ich mich übergeben. Das Schwert führte mich direkt zum Herzen. Ich stand auf einer Arterie, als ich zum Schlag ausholte, um sein Herz zu spalten. Blut überströmte mich, es stank entsetzlich. Irgendetwas zog mich nach unten. Verzweifelt klammerte ich mich an einer Ader fest, bis ich mich nicht mehr halten konnte. Plötzlich zog es mich direkt aus der kreisrunden Wunde heraus und ich lag erschöpft, aber glücklich
am Boden.

"Endlich habe ich es geschafft!", stöhnte ich erleichtert. So schnell wie möglich
verließ ich  das Kloster, rannte eilig nach Hause und erzählte das schreckliche
Erlebnis meinen Eltern, die mich entsetzt in die Arme nahmen. Alles war wieder gut.

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