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Austausch der 9. Klassen mit der Heathcote School in London im Jahr 2003/04

Wie es dazu kam

Die Wurzeln des Austausches mit der Londoner Heathcote School reichen bereits einige Jahre zurück. Im Schuljahr 2000/01 hatten über 30 Schülerinnen und Schüler der damaligen 6. Jahrgangsstufe Kontakt zu einer Schulklasse der Heathcote School im Nordosten Londons aufgenommen.

Mit ihren Londoner PartnerschülerInnen tauschten sie Briefe und E-Mails aus, sandten sich Audio- und Video-Botschaften zu, und stellten Weihnachtspakete mit kleinen, landestypischen Geschenken zusammen. Der Wunsch, sich doch dann mit den Londoner Partnerschülern auch einmal persönlich zu treffen, wurde im Laufe der Zeit immer lauter. Nachdem dann auch die Londoner Schulleitung ihr Einverständnis gegeben hatte, stand einem gegenseitigen Besuch nichts mehr im Wege, und die Lehrer beider Schulen stürzten sich sofort in die Planung.

Im Juli 2003 und März 2004 war es dann soweit: Erstmals durften sich 33 AWG-Schülerinnen und -Schüler der 8. bzw. 9. Klassen und ihre 33 gleichaltrigen Partner aus der Heathcote School gegenseitig besuchen.

Erste Begegnung: Tegernsee und München

Beim Besuch der Londoner in Deutschland (4. bis 11. Juli 2003) verbrachten die 33 AWG-Schülerinnen und Schüler zunächst gemeinsam mit Ihren Londoner Gästen ein verlängertes Wochenende in der Jugendherberge Scharling beim Tegernsee.

Die Vorteil eines solchen gemeinsamen Aufenthaltes an einem "dritten Ort" außerhalb Münchens lag auf der Hand: Zum einen waren ideale Voraussetzungen geschaffen, sich abseits vom hektischen Alltag bei ge-meinsamen Ausflügen, Spielen und Parties besser kennenzulernen und sprachlich voneinander zu lernen. Weil die Umgebung zudem für alle relativ unbekannt war, mussten sich die Gäste auch nicht als die alleinigen "unwissenden Fremden" vorkommen.

Die gemeinsamen Aktivitäten in Scharling reichten von diversen gemeinsamen Spielen und Ausflügen (Schiffrundfahrt, Wanderung am Wallberg, Sommerrodelbahn am Blomberg) über Frau Bakers legendäre Gitarreneinlagen bis hin zu den beiden ultimativen Partys abends in der Jugendherberge. Das Erlernen der Fremdsprache geschah dabei quasi wie von selbst.

Nach der Rückkehr vom Tegernsee verbrachten die Londoner die restliche Woche bei uns in München. Die Münchener Partner stellten ihnen nun ihren Alltag vor. In dieser Zeit nahmen die SchülerInnen des AWG vor-mittags wieder regulär am Unterricht teil, zum Teil mit den Londoner Partnern zusammen. An den Nachmittagen fanden weitere gemeinsame Aktivitäten statt (Besuch des Olympiaparks und des "Tollwood"-Festivals, eine Stadterkundungs-Rallie in kleinen internationalen Teams, Relaxen im Englischen Garten; ein Besuch der Bavaria Filmstudios und ein Abschluss-Grillfest in den Isarauen). Das gesamte Programm in Deutschland war nach der sogenannten "Tandem-Methode" konzipiert. Das heißt, dass sich die jeweiligen Partner bzw. kleine internationale Gruppen von Schülern ganz natürlich und ungezwungen im Alltag sowie in eigens konzipier-ten Spielen und Übungen ihre jeweilige Landessprache näherbrachten. Man kann sich vorstellen, wie verblüfft ein Vater einer Münchener Schülerin war, als seine Tochter aus Versehen Englisch mit ihm sprach, als er sie in der Jugendherberge in Scharling anrufen wollte. Eine AWG-Schülerin begann nach all den Aktivitäten mit den englischen Gästen schon in der zweiten Nacht auf englisch zu träumen. Und all das mitten in Oberbayern! Dass bei all den gemeinsamen Erlebnissen auch das eine oder andere interkulturelle Missver-ständnis nicht ausblieb, ist nur natürlich und trug letztlich dazu bei, dass die Begegnung zu einer echten interkulturellen Lernerfahrung wurde.

Zweite Begegnung: Oxford und London

Nach sieben Monaten Pause stand dann vom endlich auch der Gegenbesuch der Münchener in England an (vom 4. bis 12. März 2004). Einunddreißig Schüler der inzwischen 9. Klassen brachen zusammen mit Frau Kempter, Frau von Hartmann, Herrn Wiegmann und Herrn Schneider-Koenig auf, um ihre englischen Freunde wiederzusehen.

Auch in England gab es zunächst eine Begegnung an einem "dritten Ort": Die englischen Partner holten uns am Flughafen London-Heathrow ab, und gemeinsam ging es für drei Tage nach Oxford, die City of the Dreaming Spires. Dort hatten wir ausgiebig Zeit uns mit den Partnern über die Zeit seit unserem letzten Treffen auszutauschen. Auf diversen Erkundungsgängen stellten wir fest, wie sehr Oxford von den beeindruckenden Gebäuden seiner weltberühmten Universität geprägt ist. Im bekannten Christ Church College entdeckten einige Schüler schnell die Ecken, an denen auch wichtige Szenen der Harry Potter-Filme gedreht wurden. Eislaufen und Kino, Shopping sowie verschiedene in-terkulturelle Spiele standen außerdem auf dem Programm, und obwohl das englische Essen von einigen Schülern zunächst etwas skeptisch beäugt wurde, gingen doch nach und nach auch viele Münchner vom kontinentalen zum deftigen englischen cooked breakfast über.

Der Höhepunkt war dann natürlich London, wo wir die verbleibenden vier Tage zubringen durften. Vier Tage - mehr als ein nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Leben in dieser riesigen, pulsierenden multikulturellen Metro-pole war da natürlich nicht drin. Aber wir hatten ja unsere Londoner Freunde, die uns Eindrücke aus erster Hand verschaffen konnten - und selbst für sie war noch einiges neu an ihrer Stadt, so z.B. der Neasden Temple, der größte Hindu-Tempel außerhalb Indiens! Gemeinsam besuchten wir unter anderem Hampton Court Castle, Madame Tussaud’s Wachsfigurenkabi-nett, den trendigen Stadtteil Camden Town, Tower Bridge und das Science Museum. Vom den giganti-schen Kabinen des Riesenrads "London Eye" aus er-kannten wir gegen Ende des Aufenthaltes dann viele Orte wieder, die wir auf unseren Streifzügen durch die Stadt ebenfalls bereits kennengelernt hatten, wie die Houses of Parliament, Westminster Abbey, die Gegend um den Buckingham Palace, den Piccadilly Circus, Covent Garden und die Oxford Street, sowie die Hochhäuser der Docklands.

Besonders einmalig waren aber die Erlebnisse in Chingford und Ilford, unseren "eigenen" Vierteln im Nordosten Londons, wo unsere Partnerschüler leben und wo außer uns keinerlei andere Touristen anzutreffen waren. Dort konnten wir einen authentischen Ein-blick in das sehr multikulturell geprägte Schul- und Alltagsleben unserer Londoner Partner gewinnen. Ganz besonders beeindruckt waren wir, als uns die Londoner eines Morgens in der Schule mit einer extra für uns aufgeführten Kostprobe aus dem Musical "Grease" überraschten.

Die englischen Gastfamilien, unser von Indern geführ-tes Hotel, die großartige Gastfreundschaft von Seiten der englischen Schüler und Lehrer, die tolle Atmosphäre in der internationalen Gruppe - all das hat dazu bei-getragen, dass der Austausch zu einer rundum gelungenen Sache wurde. Am Abend des Abschlussfestes in der Heathcote School flossen deswegen viele Abschiedstränen und einige Schülerinnen und Schüler planten spontan, sich schon bald wieder zu besuchen.

Einen ganz herzlichen Dank an Frau Baker und ihre Kollegen an der Heathcote School für die großartige Organisation und Zusammenarbeit, an die Londoner Schüler und ihre Eltern für ihre Gastfreundschaft und vor allem auch an unsere AWG-Schüler, die durch ihr wirklich vorbildliches Verhalten in England selbst einen großen Teil zum Gelingen unseres Austausches beige-tragen haben!

Michael Schneider-Koenig