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9 Das gruselige Schullandheim

von Sophie und Felix

"Juhuu!", brüllte Mathis, als Frau Meighörner uns mitteilte, dass wir in einer Woche ins Schullandheim fahren würden. Sie erklärte: "Gleich am Montag fahren wir! Am Wochenende packt ihr noch eure Sachen, der Bus holt uns am Montag in der Früh ab. Dann fahren wir in einen Wald, der in der Nähe des Starnberger Sees liegt. Dort finden wir dann unsere sehr große Jugendherberge."
"Oooh, nee! In einem Wald!", riefen fast alle Mädchen gleichzeitig. Wir redeten noch ein bisschen übers Schullandheim, bis es gongte.
Als die Schule aus war, gingen alle nach Hause.

"Das Wochenende ist zu schnell rum, und ich will jetzt nicht ins Schullandheim! Dort sind wir doch eh im Wald und dort gibt es lauter Zecken!", meckerte Tamara. Da riefen Sophie und Daniela angeekelt: "Iiih!" Wir quasselten noch weiter bis Herr Neumann kam, der uns etwas Schlimmes verkündete: "Der Bus kommt leider doch nicht, wir müssen zu Fuß gehen." Sofort stöhnten alle Kinder.  Nach einem kurzen Schweigen schlug Frau Meighörner vor, dass wir mit der U-Bahn und dann anschließend mit der S-Bahn fahren. "Jeder von euch hat doch Geld dabei, oder nicht?", fragte Herr Neumann die Klasse. Sie antwortete einstimmig mit einem "Jaa!". Dann schlenderten wir so langsam los.

Wir stiegen in der Nähe des Waldes aus. Die ganze Klasse schaute sich erwartungsvoll um. Alles war grasgrün. Es roch wunderbar nach Tannenbäumen und frisch gemähtem Gras. Die Vögel zwitscherten und die Sonne schien prall vom Himmel. Es war angenehm warm. "Ok, ich glaube mal wir gehen in die Richtung, " und Herr Neumann zeigte in Richtung Wald. "Nein Herr Neumann, nicht in den Wald!", beschwerte sich Michela. Doch da mischte sich auch Frau Meighörner ein: "Also, ich denke wir gehen den gleichen Weg, wie es Herr Neumann gesagt hat! Ich glaube nämlich auch, dass das Heim an der Grenze des Waldes ist!"
Also stapften wir, wie es die Lehrer gesagt hatten, durch das dichte, hohe Gras in Richtung Wald.
Nach einer halben Stunde fragte Emira erschöpft: "Können wir jetzt mal Pause machen?! Ich habe Durst und Hunger!" "Ok.", antwortete Frau Meighörner. Wir suchten nach einem perfekten Platz im Wald. Dann setzten wir uns hin und tranken und aßen. So vergingen fünfzehn Minuten. "Ich denke mal, wir gehen jetzt wieder.", verkündete Herr Neumann. Daraufhin wanderte die ganze Klasse weiter, auf der Suche nach dem Schullandheim.

Jetzt war es schon stockdunkel im Wald und wir hatten es noch immer nicht gefunden. Die Lehrer wurden auch schon unruhig. Und die ganze  Klasse war still. Doch plötzlich brüllte die halbe Klase vor lauter Freude:
"Da ist es ja! Das Schullandheim!" Es lag genau vor uns. "Oh, endlich haben wir es gefunden!", rief Tobi begeistert. Wir rannten alle voller Freude hin. Das Haus war sehr weiträumig. Es hatte ungefähr drei Stockwerke. Aber von außen sah es nicht sehr schön aus. Es war gelb, ein schmutziges Gelb. Das Dach war ganz kaputt und vom Schornstein bröckelte etwas ab. Das Haus sah verfallen aus. "Ist es DAS?", fragte Daniela ungläubig. "Keine Ahnung. Ich habe es vorher noch nie gesehen.", antwortete Sophie. Die Lehrer waren sich auch unsicher. "Gehen wir einfach mal rein.", schlug Frau Meighörner vor.
Sie machte die Haustür auf und trat ein. Das Haus war innen nicht sehr gemütlich. Es war sehr dunkel und alles sehr staubig. Vor uns ragten Spinnennetze aus dem Dunkeln. "Ok… Das ist es auf jeden Fall nicht. Kein einziger Mensch ist hier!", flüsterte Tara mit zitternder Stimme.
"Ist doch…gemütlich!", wollte Herr Neumann uns überzeugen. Dann ging er ins Haus zu Frau Meighörner, wo das Licht jetzt brannte. So ungemütlich war es doch nicht! "Man muss nur sauber machen.", witzelte Paul. Bald standen wir alle im Haus. Wir befanden uns in einen Zimmer, vor uns ein Kamin und ein großer Schrank. Auf dem Boden lag ein staubiger, zerfledderter Teppich mit einem Muster drauf. Viele Tische und Stühle standen herum. Anscheinend war das das Esszimmer. Da meinte Frau Meighörner mit einen etwas nervösen Ton: "Also, ich glaube nicht, dass das hier ein Schullandheim ist. Aber wir werden über

Nacht hier bleiben müssen. Heute Nacht gehen wir auf Nachtwanderung, da suchen wir es nochmal. Jetzt aber müsst ihr euch die Zimmer aufteilen, das Haus ist ja groß genug." Sofort rannten wir mit unseren Gepäck nach oben und brachten das schnell hinter uns.

Am Abend gab es erstmal nichts zum Essen, denn niemand hatte etwas dabei - bis dann plötzlich ein Jäger an der Tür klopfte, der uns dann etwas Nahrhaftes - ein paar geräucherte Würste und trocken Brot - verkaufte. Wir aßen noch, bis Frau Meighörner und Herr Neumann verkündeten, dass wir in den Wald wandern und nach dem "echten" Schullandheim suchen sollten.
Dann aber meldeten sich Daniela und Sophie, sie sagten, sie wollten nicht mitgehen. Gleich fragte Frau Meighörner: "Wer will noch hier bleiben?" Da meldeten sich noch Paul und Felix. "Wir kommen spätestens um zehn Uhr wieder!", versicherte sie uns.

Als die Klasse mit dem Essen fertig war,  wanderten alle los -außer Paul, Felix, mir und Daniela. Wir blieben in unseren Zimmern, hörten Musik und redeten noch ein bisschen.
"Findest du das nicht komisch, jetzt ist es elf Uhr und sie sind immer noch nicht da?!", fragte Paul, Felix etwas verunsichert. "Ach, is’ doch egal. Die haben sich doch nur verirrt.", antwortete Felix und versuchte, sich seine Beunruhigung nicht anmerken zu lassen. Paul probierte es nochmal: "Gehen wir mal rüber zu den Mädchen und fragen sie." Kurz danach schlichen die beiden Jungs rüber. Sie machten sie Tür auf. In dem Zimmer brannte Licht. Die zwei hörten Musik. "Wisst ihr, wo die Klasse ist?! Sie ist schon so lange weg." fragte Paul. Ich glaube, sie haben sich verlaufen!"  "Ist doch egal. Irgendwann kommen sie ja wieder.", glaubte Daniela. Sie ließen sich nicht wieder von den Jungs aufhalten und hörten wieder der Musik zu. Und die beiden verschwanden kleinlaut wieder in ihrem Zimmer.

Jetzt schlug die altmodische Uhr, die im Zimmer der Mädchen stand: Schon zwölf Uhr!! "Ich gehe mal auf die Toilette, kommst du mit?", fragte Daniela müde. Ich antwortete:
"Ja klar, ich wollte eh irgendwann aufstehen, ich habe schon solche Rückenschmerzen von der steinharten Matratze." Wir beide standen auf und tappten zur Toilette. Auf dem Weg trafen wir zufällig auf Paul und Felix, die gerade das Haus verunstalteten. "Sind sie noch immer nicht da?", flüsterte Paul. "Nein!",  rief Daniela und schlenderte zur Toilette. "Ich glaube, sie haben sich wirklich verirrt. Und außerdem: was macht ihr hier?", wisperte ich. "Uns ist langweilig. Wir warten auf die anderen.", kicherte Paul.
Gleich danach kam Daniela wieder. "Oh Mann, was haben die denn hier gemacht?!" fragte Daniela genervt, aber sie kicherte ein wenig. "Denen war langweilig und deswegen…" weiter konnte  ich nicht sprechen, denn ein lautes Geräusch kam immer näher. Tock, tock, tock. "Was ist das?", flüsterte Daniela und versteckte sich hinter mir. "Keine Ahnung.", antwortete Paul. Tock, tock, tock. Plötzlich kam ein Geist! Er war durchsichtig und ähnelte einem Menschen. Der Geist trug einen Anzug und einen Zylinder.

 Er hatte eine Brille und einen langen Bart. "Waaas maaacht iiiiiihr in meeiiiiinem Hauuuuuuuuuuuuuus?" fragte der durchsichtige Geist. "Aaaaah!!!", schrieen wir Kinder zu Tode erschrocken und liefen so schnell wie möglich in das nächste Zimmer. Als wir drinnen waren, versperrten wir panisch die Tür.

Fünf Minuten später war nichts mehr zu hören. Erleichtert schauten wir uns um und machten das Licht an. Es war eines der Zimmer, von denen es in diesem Haus so viele gab. Es hatte einen Schrank, zwei Betten und einen Tisch mit Stuhl. "Habt ihr den einen Geist auch gesehen?!" wollte Paul verängstigt wisse; er und sein Freund hatten sich nun mit uns Mädchen im Zimmer verbarrikadiert.


Daniela setzte sich auf eines der Betten. Sie stieß auf etwas Hartes. "Da ist was." sagte Daniela erstaunt. Sie hob die Matratze hoch und holte eine Schatulle raus. "Wow!", riefen alle begeistert -  sie war aus Holz und mit Edelsteinen bestückt! Paul nahm sie in die Hand und öffnete sie.
Ein vergilbter, verkrumpelter Zettel war darin. Darauf stand:


Dieses Haus wurde im Jahr 1845 gebaut.
Es gehörte der Familie Traunstein,
die aber an einer unheilbaren
Krankheit verstarb.

Geschrieben: Hedwig von Ober 1889


"Wir gehen jetzt schlafen. Gute Nacht!", verkündeten ich und Daniela und gingen ins Bett. Gleich danach verließen auch Paul und Felix das Zimmer und tasteten sich in ihr eigenes Bett vor.

Am nächsten Tag wachte Paul auf und merkte, dass die Klasse wieder da war.
Auch ich und Daniela merkten es und begrüßten Zoe und Tara.  Am Frühstück erzählten wir allen, dass wir gestern Nacht auf einen echten Geist gestoßen seien. Aber keiner glaubte uns. Doch dann gingen Felix und Paul hoch um das Papier zu holen, das aber nicht mehr in der Schatulle war! Auch Frau Meighörner hatte etwas zu erzählen: "Gestern haben wir das echte Schullandheim doch noch gefunden. Es ist nicht weit entfernt von hier. Wir sind gestern Nacht noch da geblieben, aber ich habe ganz vergessen, dass ihr noch hier wart."
Frau Meighörner und Herr Neumann entschuldigten sich noch uns Vieren. Gleich nach dem Frühstück schlenderten wir rüber zu dem Schullandheim. Aber was wirklich hinter dem alten, verfallenen Haus steckt, haben sie nie herausgefunden.
Daniela, ich, Paul und Felix träumten noch nächtelang von diesem aufregenden Erlebnis.

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